Als wir Anfang Dezember 2016 unsere Ausbildung erfolgreich absolviert hatten und tief in den Vorbereitungen steckten, war an diese große Zahl noch gar nicht zu denken. Viel mehr war in diesem Zeitraum noch im Gespräch, den Dienst eher klein zu halten. Beispielsweise am Wochenende durchgängig und wochentags von 18:00-06:00 Uhr zu fahren oder uns nur auf Rohr und den anliegenden Nachbardörfern zu beschränken.
Nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen der Leitstelle und dem BRK-Kreisverband, musste man sich von diesen Gedanken schnell verabschieden.
Denn die Zahlen zeigten damals schon deutlich, dass wir zu jeder Tages- und Nachtzeit auch in den umliegenden Dörfern einen Zeitvorteil gegenüber dem Rettungsdienst haben können.
Die Aufgaben der First Responder sind, wie auch heute immer noch, das Ergreifen von Sofortmaßnahmen wie z.B. das Erheben von Vitalwerten, Versorgung von Wunden und die Frühdefibrillation mit Herz- Lungenwiederbelebung. Schnell wurde uns klar, dass auch eine psychologische Betreuung aller Beteiligten, sei es bei Patienten oder Angehörige, zur Verbesserung der Erstversorgung beiträgt und dadurch der Rettungsdienst unterstützt werden kann.
Im April diesen Jahres startete die erste Landkreis übergreifende Pilotausbildung zum First Responder. Die Fortbildung wurde federführend von Heiner Dobmayer und Meik Ulrich (Leiter der First Responder Gruppe Rohr) geplant, organisiert und durchgeführt. Zusammen mit der Kreisbrandinspektion des Landkreises konnte die FF Rohr diesen Lehrgang erfolgreich im Zusammenwirken mit dem Bundesfeuerwehrarzt Klaus Friedrich absegnen und genehmigen lassen.
Nachdem die Idee dieser Ausbildung positiv hohe Wellen schlug, wurde der Teilnehmerkreis erweitert und Landkreis übergreifend durchgeführt.
So fanden sich aus den Feuerwehren Rohr, Allersberg, Großhaslach, Wicklesgreuth und Burgoberbach insgesamt 18 Teilnehmer*innen zusammen, die mit ebenso großer Leidenschaft und Motivation wie die Ausbilder, den Lehrgang erfolgreich absolviert haben.
Ein halbes Jahrzehnt im Einsatz
Am Freitag, den 03.02.2017 um 18:00 Uhr, wurde die neu gegründete Einheit der Freiwilligen Feuerwehr Rohr offiziell in Dienst gestellt. Keine 16 Stunden später, alarmierte die ILS Mittelfranken-Süd die neue Truppe nach Putzenreuth zu ihrem ersten Einsatz.
In diesen fünf ereignisreichen Jahren kommt die First Responder Gruppe auf knapp 400 Einsätze, die sie zusätzlich zur „normalen“ Feuerwehrtätigkeit aufbringen müssen. Mit durchschnittlich 80 Einsätzen pro Jahr, spiegelt dies nun mehr als 80% der Gesamteinsätze der Feuerwehr Rohr wider.
Aufgrund des erhöhten Einsatzaufkommens wurde ein separates Einsatzfahrzeug für die First Responder Gruppe für sinnvoll erachtet. Im Juli 2018 konnte dann ein gebrauchter VW-Passat durch viele Spenden beschafft werden. Somit wurde der Fuhrpark um den „Florian Rohr 79/1“, als viertes Einsatzfahrzeug erweitert. Mit 101 medizinischen Notfällen im besagten Jahr, ist dies das bisher einsatzreichste, seit dem 5-jährigen Bestehen.
Jürgen Bierlein überreicht Sachspende an die Rohrer Feuerwehr
ROHR - Seit dem 03.02.2017 gibt es nun die First Responder Einheit der Freiwilligen Feuerwehr Rohr. Die 17-köpfige Truppe aus Feuerwehrfrauen und -männern, ist mit ca. 80 Einsätzen im Jahr aus der Rohrer Wehr und als mittlerweile fester Teil der Rettungskette eigentlich nicht mehr wegzudenken.
1. Kommandant Roland Betsch erklärte dem Geschäftsstellenführer der Sparkasse Schwabach, dass bei einem Herzstillstand die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um ca. 10% sinkt, aber die am nächstgelegenen Rettungswägen in Schwabach bzw. Neuendettelsau, trotz Sonder- und Wegerechte, mindestens zehn Minuten nach Rohr brauchen. "Was das bedeutet, kann man sich sehr schnell im Kopf ausrechnen. Daher ist es umso wichtiger, dass wir unseren Zeitvorteil nutzen um schnelle und professionelle Erste Hilfe für Rohr und Umgebung leisten zu können, noch bevor der Rettungsdienst eintrifft.", betonte Betsch. Erst vor kurzem konnten die Rohrer Ersthelfer im Gemeindegebiet bei einer Reanimation, wieder einmal mehr, eine Person erfolgreich wiederbeleben. Entscheidend hierbei war zum einem der Faktor Zeit und zum anderen motivierte Leute, die genau wissen was in diesem Moment zu tun ist.
Neben einer Reanimationspuppe und dem Übungsrucksack ergänzt nun der neue Übungsdefibrillator die Dienstabende perfekt, um eine realitätsnahe Situation darzustellen. „Das Gerät funktioniert im Grunde wie ein richtiger "Defi". Dieser spricht mit uns, sagt einem was der Reihe nach was zu tun ist und simuliert bei Bedarf einen Schock. Die einzigen Unterschiede hierbei sind, dass das Übungsgerät über die Elektroden keine Elektroschocks aussenden und dass ein Übungsleiter mittels Fernbedienung verschiedene Szenarien darstellen kann“, erklärte Meik Ulrich, Leiter der First Responder, während zwei weitere Ersthelfer mit dem Anlegen der Elektroden, der Herzdruckmassage und der Intubation für die Beatmung beschäftigt waren.
Nachdem Herrn Bierlein der AED-Trainer ausführlich vorgeführt wurde, überreichte dieser symbolisch das neue Gerät im Wert von 540€ an Roland Betsch und Manfred Bär (1. Vorstand) und bedankte sich für das zusätzlich aufgebrachte Engagement in der Rohrer Feuerwehr und wünscht wenig Einsätze und immer unfallfreie Fahrt.
Wie es der Zufall so will, wurden die First Responder gut eine halbe Stunde nach der Übergabe zum nächsten medizinischen Notfall alarmiert und konnten binnen weniger Sekunden ausrücken.